Der Fels in der Brandung

Die Formulierung «im Hintergrund arbeiten» trifft auf Pesche Moser vollumfänglich zu. Obwohl er bei jedem Heimspiel der 1. Mannschaft dabei ist, sieht er jeweils kaum eine Minute des Spielgeschehens. Sein Reich ist das hölzerne Kassenhäusschen, wo er sich trotz aller Hektik nicht aus der Ruhe bringen lässt. Auch dank seiner Münzkasse ist er der Fels in der Brandung.

Die Formulierung «im Hintergrund arbeiten» trifft auf Peter «Pesche» Moser vollumfänglich zu. Obwohl bei jedem Heimspiel der Ersten Mannschaft dabei, sieht er nicht eine einzige Minute des Spielgeschehens. Sein Reich ist das hölzerne Kassenhäusschen, wo er sich trotz aller Hektik nicht aus der Ruhe bringen lässt. Mit seinem Münz ist er der Fels in der Brandung.

Als 2009 der ehemalige YB-Spieler Roman Friedli zum FC Breitenrain wechselte, zog es auch YB-Fan Pesche auf den Spitz. Er besuchte oft die Spiele der 1. Mannschaftund und erfuhr im Frühling 2014 per Zufall, dass der Club einen Platzkassier suchte. Also jemanden, der bei Heimspielen die Tickets verkauft. Während dem Gespräch mit dem damaligen Kassier, Max Friedli, trat der damalige Sportchef und die heutige Clublegende Christoph Schöbi dazu, lauschte kurz der Diskussion und bestimmte: «Pesche, du chasch grad cho.» Bereits beim nächsten Spiel kassierte Pesche die Eintrittspreise ein.

Von der Holztribüne ins Holzhäuschen

Der Tausch des Platzes auf der kultigen Holztribüne auf dem Spitz gegen das kleine Holzhäuschen am Rande der Spitalackerstrasse bedeutet für Pesche, dass er zwar weiterhin bei jedem Heimspiel der 1.  Mannschaft dabei ist, aber das Geschehen nicht mehr live verfolgen kann. «Ausserdem muss meine Partnerin Brigitte weiterhin häufig am Samstagnachmittag auf mich verzichten», sagt Pesche.

Münz, Ausweise und eine «Weltklasse Kalbsbratwurst»

Zuhause, nur einige Schritte vom Spitz entfernt, bereitet Pesche jeweils die Münzkasse und die kleinen Noten vor, damit er immer genügend Wechselgeld hat. Seit der letzten Saison können die Matchbesucher*innen auch mit Karte bezahlen. Das Kartengerät hat jedoch seine Tücken und und macht manchmal, was es will. Nicht so bei Pesche: Auf ihn und sein Münz ist Verlass. Seine Gewissenhaftigkeit und Ehrlichkeit kommen ihm als Platzkassier zugute. Passend zu seiner Vereinstätigkeit wünscht er sich auch für den FC Breitenrain «finanzielle Stabilität».

Zwei Stunden vor Spielbeginn trifft er auf dem Spitz ein, bereitet die Kasse vor und schwatzt mit den eintrudelnden Helfer*innen, Spielern und Trainern. Man kennt und schätzt sich. «Die Stimmung zwischen Spielern, Zuschauer*innen und Klub-Funktionär*innen ist freundschaftlich und kameradschaftlich», sagt Pesche. Rund eine Stunde vor Spielbeginn wird es langsam ernst: Pesche nimmt Platz in seinem Reich, dem kleinen Holzhäuschen. Als Platzkassier kontrolliert er die Ausweise, die zum Gratiseintritt berechtigen, und kassiert bei den Besucher*innen den Matcheintritt ein. Nach der Pause zählt er die eingegangenen Beträge. Sein Einsatz endet erst kurz vor Spielschluss. Dann gönnt er sich in der Buvette-Spitz als Belohnung die «Weltklasse-Kalbsbratwurst» und ein Felsenau-Bier – und erhascht noch den einen oder anderen Blick auf das Geschehen auf dem Spielfeld.

Kaufmännische Leidenschaft und Leseratte

Die Popularität «seines» Quartiervereins erstaunt Pesche immer wieder. Diese bemerkt er natürlich am erhöhten Publikumsaufkommen. Neuerdings muss auch der Eingang an der Viktoriastrasse und öfters auch das grosse Tor geöffnet werden, um allen Besucher*innen rechtzeitig Einlass zu gewähren, der schmale Eingang bei Pesches Kassenhäusschen reicht dazu zum Teil nicht mehr aus. Bei aller Hektik, die zwischendurch aufkommt, bleibt Pesche der Fels in der Brandung. Er lässt sich nicht stressen, bleibt ruhig und hat immer Zeit für einen Spruch.

Die ehrenamtliche Tätigkeit entspricht Pesche. So kann er im Hintergrund weiterhin seiner kaufmännischen Leidenschaft nachgehen. Bis Ende 2010 war Pesche als Leiter Verkauf Detailhandel bei der Fromalp AG tätig, anschliessend als Key Account Manager Migros bei der Emmi Schweiz AG. Seit seiner Pensionierung kann er seiner zweiten Leidenschaft, dem Lesen, vermehrt Zeit widmen. Ganz nach seinem Motto «Lesen bildet» liest Pesche jeden Tag rund ein Dutzend Tageszeitungen und Fachzeitschriften. Sein Interesse für die Welt und die Menschen ist gross.

«Profiteure ohne Anstand»

Als Platzkassier kommt Pesche mit verschiedensten Menschen in Kontakt. Der persönliche Kontakt ist ihm wichtig. Einige Besucher*innen bringen ihn aber auch immer wieder zum Verzweifeln, vor allem «die Kundschaft, die hinter bezahlenden Gästen durchdrängelt oder die es nicht für nötig hält, ihre Ausweise zu zeigen.» Schmunzeln muss er über «gewisse Profiteure, die glauben, mich austricksen zu können.» Anstand ist für Pesche eine wichtige Tugend.

Breitenrain, YB und Bar Club Messy

Pesche ist eine treue Seele. Nicht nur dem FC Breitenrain ist er treu verbunden, sondern auch seinen zwei anderen Lieblingsvereinen: YB und «FC Bar Club Messy». Letzterer ist sein ehemaliger «Promi-Grümpi-Club», dessen Name vom ehemaligen Cabaret «Bar Club Messy»  in der Neuengasse stammt. «Der Besitzer der Bar, Max ‘Messy’ Hufschmied, sorgte einmal bei einem Grümpelturnier für grosse Augen, als er mit einem Rolls-Royce auftauchte», erzählt Pesche lachend.

Als Aktivfussballer durchlief Pesche Ende der 60er Jahre beim FC Zollikofen alle Juniorenkategorien, bevor er nach Genf zog, um Französisch zu lernen, und bei Urania Genf trainierte. Pesche war ein durchsetzungsstarker Stürmer, was auch zu schmerzhaften Erfahrungen führte. «Zwei Mal hat der gegnerische Goalie den Ball verfehlt, dafür aber mein Nasenbein getroffen und gebrochen», sagt er. Es waren schliesslich aber Kniebeschwerden, die eine weitere «Fussballkarriere» verhinderten. «Stattdessen genoss ich halt das Genfer Nachtleben», schmunzelt Pesche.

Mit seinen Kollegen und Freunden spielte er fortan als Torwart nur noch zum Plausch an Grümpelturnieren. Mittlerweile ist ans aktive Fussballspielen aber nicht mehr zu denken. Nach weiteren Kniebeschwerden hörte er auch mit den Grümpelturnieren auf. Seine Gesundheit macht ihm in letzter Zeit zu schaffen. «Man wird nicht jünger», resümiert er. Sein Durchsetzungsvermögen, das ihn als Fussballstürmer auszeichnete, kommt ihm nun auch im Passivfussball zugute: Bei jedem Heimspiel ist Pesche auf seinem Platz im Kassenhäusschen: Der Fels in der Brandung. «Mindestens noch bis nächstes Jahr mache ich weiter, dann feiere ich nämlich mein 10-Jahre-Jubiläum als Platzkassier», hält er fest.  

In regelmässigen Abständen werden in der Serie «Inside FC Breitenrain» Menschen porträtiert, welche im Hinter- und im Vordergrund verantwortlich sind, dass der FC Breitenrain ist, was er ist: Dr Spitz isch üsi Heimat. Und o dyni. Massgebend dafür sind die Fotos von Peter Eichenberger. Aktuell sind auf dem Sportplatz Spitz verschiedene FC Breitenrain-Fotos von Peter Eichenberger aus dem Jahr 2022 aufgehängt. Ein Rundgang lohnt sich.

Hauptsponsoren

Sponsor
Sponsor

SponsorSponsor
SponsorSponsor
SponsorSponsor
SponsorSponsor

Sponsoren

SponsorSponsor
Sponsor