Der erste Grundstein zum FC Zähringia und also zum späteren FC Breitenrain wurde an einem Sonntag im Sommer 1910 unter dem Namen FC Viktoria gelegt. Mit dem Eintritt in den Kantonalbernischen Fussballverband war eine Namensänderung in FC Concordia verbunden. Nachdem die Stadt Bern dem Verein ein neuerstelltes Fussballfeld in der Waldeck bei Ostermundigen zur Verfügung gestellt hatte, das allerdings während des Ersten Weltkrieges zwecks Kartoffelanbaus wieder umgepflügt wurde, konnte der reguläre Spielbetrieb beginnen. 1917 wurde der Verein Mitglied des SFV und durfte in der Serie C an der Meisterschaft teilnehmen. Da aber zwei Vereine gleichen Namens unnötige Verwirrung gestiftet hätten, wurde eine weitere Umbenennung notwendig. An einer Versammlung wurde beschlossen, den Verein aus der Zähringerstadt passend auf den Namen FC Zähringia zu taufen.
Die erste Mannschaft von 1910: Kientsch Paul, Galli Rud, Salvisberg Jakob, Sahli Paul, Messerli Ernst, Arni Leo, Messerli Fritz, Jaggi Ernst, Schneckenburger Oskar, Bieri Jakob, Meier Hans.
Die Jahre zwischen 1920 bis 1930 waren nicht nur geprägt vom Aufstieg in die Serie B, sondern vor allem auch von der schwierigen Suche nach einem neuen Sportplatz. Das Gastrecht auf der Allmend lief aus, als diese zu einem Militärflugplatz ausgebaut wurde. Ein neues Spielfeld wurde schliesslich im Kirchenfeld, hinter dem Historischen Museum, gefunden, welches auch dem FC Minerva zum Austragen seiner Spiele diente und wo um die Jahrtausendwende schon die Young Boys und der FC Bern aufgelaufen waren.
Der FC Minerva wurde am 1. April 1914 (kein Scherz) im Café Kirchenfeld unter dem Namen FC Kickers gegründet. Der Umstand, dass dem Verband schon ein FC Kickers Luzern angehörte, nötigte die Berner, eine Namensänderung vorzunehmen, bevor sie ab 1916 in den Spielbetrieb der Serie C eintreten durften. Es ist nicht anzunehmen, dass die Namensprobleme, mit denen beide Vereine in ihren Anfängen zu kämpfen hatten, auf mangelnde Phantasie ihrer Mitglieder zurückzuführen waren. Man muss sich eher bewusst sein, dass sich der damalige Verkehr noch viel langsamer. So dauerte der Weg nach Luzern damals eine halbe Ewigkeit. Und wer konnte schon wissen, dass es dort auch einen Fussballklub gleichen Namens gab.
1925 gingen der FC Zähringia und der FC Minerva eine erstmalige Allianz ein, die sie knappe 70 Jahre später zum FC Breitenrain werden lassen sollte. Die beiden Vereine siedelten auf den Spitalacker über, nachdem die Young Boys ihr neues Stadion Wankdorf bezogen hatten und weil das alte Terrain im Kirchenfeld für den Neubau des Naturhistorischen Museums gebraucht wurde – der FC Bern seinerseits dislozierte 1924 ins Neufeld. Auf dem Spitalacker war schon damals eine Menge Fussballgeschichte geschrieben worden. 1903 gewannen die Young Boys dort ihren allerersten Meistertitel, zwischen 1909 und 1911 folgte der erste Titelhattrick der Geld-Schwarzen. 1915 holte der SC Brühl St. Gallen in einem Entscheidungsspiel auf neutralem Terrain gegen Servette ebenfalls auf dem «Spitz» die nationale Krone. Daneben diente das Feld mit der 1920 neuerbauten Tribüne auch mehrfach als Austragungsort von offiziellen Länderspielen. Das letzte fand am 19. November 1922 gegen Holland statt. Vor 12000 Zuschauern besiegte die Schweizer Nati Holland gleich mit 5:0, drei Treffer steuerte Max «Xam» Abegglen bei.
Die Jahre um den Zweiten Weltkrieg erschwerten den geregelten Fussballbetrieb zwar – während der Mobilmachung wurde die Meisterschaft «hors concours» durchgeführt und Promotion und Relegation wurden sistiert – verunmöglichten ihn aber nicht. Beide Mannschaften stiegen vor Kriegsbeginn zum ersten Mal in die 2. Liga auf und kehrten 1959 (FC Minerva) bzw. 1961 (FC Zähringia) definitiv dorthin zurück. Am 23. Juni 1963 kam es in Zofingen noch besser. Der FC Minerva stieg nach drei Siegen in der Aufstiegspoule und einem Torverhältnis von 10 zu 3 in die 1. Liga auf und hielt sich dort bis 1972. In der Saison 1968/69 hätte der FC Zähringia ebenfalls beinahe den Aufstieg in die höchste Amateurklasse geschafft. Die Mannschaft errang den Titel des Bernischen Kantonalmeisters, scheiterte dann allerdings in den Aufstiegsspielen. Dennoch darf diese Saison als erfolgreichste in der Geschichte des FC Zähringia bewertet werden.
In der Saison 1972/73 versuchten sich der FC Minerva und der FC Zähringia in der Organisation eines Grümpelturniers, des Spitalacker-Cups, um die Vereinskassen auch anderweitig zu füllen. Aus der ersten Auflage resultierte ein stolzer Betrag. Doch die zweite Auflage ein Jahr darauf sollte auch gleich die letzte sein, weil das inzwischen von der Schuldirektion dekretierte und heute wieder gelockerte bzw. aufgehobene Verbot, auf Schul- und Sportanlagen Alkohol auszuschenken, einen finanziellen Erfolg stark in Frage stellte. Fortan wurde auf die Durchführung solcher Anlässe verzichtet, auch, um eine übermässige Belastung des Terrains zu verhindern.
Mit dem Abstiegsgespenst hatten die beiden Vereine in den 1970er- und 1980er-Jahren des Öfteren zu kämpfen. 1974 verabschiedete sich der FC Minerva nach einem Entscheidungsspiel gegen den Platzrivalen (5:6 n.V.) aus der 2.Liga, um ein Jahr darauf am 25. Juni dorthin zurückzukehren, wiederum nach einer Partie gegen den FC Zähringia, die mit 1:0 vor 600 Zuschauern gewonnen wurde. 1978 stieg der FC Minerva in die 3.Liga ab, 1982 sogar in die 4.Liga (Wiederaufstieg ein Jahr später). Auch dem FC Zähringia erging es nicht besser: Abstieg in die 3.Liga 1978, Abstieg in die 4.Liga 1983, nachdem sich noch ein Jahr zuvor etliche Mitglieder über das Schicksal des Platzrivalen lustig gemacht hatten, wie im Jahresbericht kritisch vermerkt wird. Allerdings schaffte auch der FC Zähringia unter Trainer René Künzle den sofortigen Wiederaufstieg.
Anfangs der neunziger Jahre präsentierte sich die Lage auf dem «Spitz» als prekär: Der traditionsreiche Platz im Herzen von Bern als Heimat von zwei Fussballclubs, die sportlich die besten Zeiten hinter sich hatten und nur noch unter Schwierigkeiten in der Lage waren, einen geordneten Spiel- und Vereinsbetrieb zu stemmen. Auch wenn sich Hardliner beider Lager bis zuletzt hartnäckig dagegen wehrten: Der Schritt zum Zusammenschluss von Minerva und Zähringia war unabwendbar und gehorchte den mehrheitlich tragenden Stimmen der Vernunft. Einer der massgeblichen Initianten eines Zusammenschlusses war der spätere Donatoren-Präsident und ehemalige «Spitz»-Wirt Max Haller. Offenen Widerstand gab es nicht. Allerdings sollten sich einige Fusionsgegner noch jahrelang in einem «Schattenvorstand» genannten losen Verbund im Restaurant Denkmal auf dem Bramberg treffen. Doch den Lauf der Zeit und den Sinn für Realität und Pragmatik konnten sie nicht aufhalten.
Am 4. März 1994 (am selben Datum wurde z.B. auch Roter Stern Belgrad gegründet, allerdings im Jahr 1945) war es soweit: Im Restaurant Jardin an der Militärstrasse fand die Gründungsversammlung des FC Breitenrain statt. Tagespräsident war mit Peter Gilliéron der nachmalige Zentralpräsident des Schweizerischen Fussballverbandes (gewählt 2009), als erster Präsident amtierte Samuel Tanner, Ehrengast und Redner war u.a. der damalige Stadtpräsident Klaus Baumgartner. Um genau 19.47 Uhr und 25 Sekunden, vermerkte der Protokollant, wurde der neue Vereinsname angenommen, von den 199 Stimmberechtigten legten 197 ein «Ja» ein, bloss zwei Personen enthielten sich der Stimme. Die eigens aufgelegte und vom legendären «Zwöi»-Trainer Roger Schenk angefertigte Tafel mit den Unterschriften der damals Anwesenden hängt seither im Clubhaus. Die beiden Vereinslogos wurden zum bekannten gemeinsamen Emblem zusammengefügt, welches heute die Leibchen ziert. Zum Zeitpunkt der Fusionierung umfasste der Verein rund 700 Mitglieder, die etwa zu gleichen Teilen aus Zähringia- und Minerva-Kreisen stammten. Sportlich bündelte man die Kräfte in der ersten Mannschaft von Zähringia, die 1994 in der dritten Liga spielte und bereits von Heinz Zaugg trainiert wurde, der nun als Headcoach des ersten gemeinsamen Fanionteams in die Geschichte einging.
Nach den entwicklungsmässig eher bleiernen 70er- und 80er-Jahren begann im Fussballsport nicht nur beim FC Breitenrain und auf dem Platz Bern, sondern auch national und international eine spannende Phase des Umbruchs. Im selben Jahr wie auf dem Spitalacker kam es in der Bundesstadt 1994 zu zwei weiteren namhaften Fusionierungen. Auf dem Steigerhubel schlossen sich der SC Post Bern und der FC TT Bern zum SC Holligen 94 zusammen und aus dem SC Sparta und dem FC Victoria entstand neu der FC Weissenstein. Erster Vorboten für diese Entwicklungen waren 1989 bereits das Zusammengehen des FC Helvetia und des FC WEF zum FC Wyler und 1978 die Entstehung des SC Bümpliz aus dem FC Bümpliz und dem FC Rot-Weiss Bümpliz gewesen.
1995 erschütterte das Bosman-Urteil das Gefüge des Weltfussballs und seiner Finanzflüsse und beeinflusste auch die Ausländerregelung aller anderen Sportarten. Im Fussball begannen jetzt die grossen Transfersummen Einzug zu halten und die Globalisierung kam unaufhaltsam ins Rollen. Der durch die Fusionierung neu entfachte Wind auf dem «Spitz» blieb nicht unbemerkt. Fussball hatte lange Zeit über als Freizeitbeschäftigung für die Arbeiterklasse gegolten. Die zum Teil leicht distinguierten und dünkelhaften Akademiker spielten Handball und rümpften über die Aktivitäten auf den Fussballplätzen und dem nachfolgenden geselligen Beisammensein vielfach die Nase.
In gewissen intellektuellen und alternativen Kreisen gerade in Bern sah man die Fussballeuphorie zum Glück anders – nämlich als attraktiven Teil einer unterstützungswürdigen und überaus anregenden und vergnüglichen Populärkultur wie Musik oder Kino. Es wurde en vogue, sich in privaten Haushalten oder in geeigneten Lokalen und Bars zum gemeinsamen TV-Vergnügen zu treffen, befeuert von Bier und begünstigt von neuen privaten Fernseh-Anbietern wie Sat.1 (die Sendung «ran» lief erstmals am 14. August 1992 und pflügte den Zeitplan vieler junger Männer am späteren Samstagnachmittag um) und den Erfolgen von Schweizer Exponenten in der deutschen Bundesliga wie Stéphane Chapuisat oder Alain Sutter sowie dem Wiedererstarken der eigenen Nationalmannschaft samt vorübergehendem Coolness-Faktor (WM-Quali 1994 nach 30 schweren Jahren; «Stop it, Chirac!»-Protestaktion 1995).
Zuschauen war das eine, Mitmachen noch viel verlockender. Scharenweise strömten Mitte der 1990er-Jahre Gymnasiasten, Studenten, Absolventen des nahegelegenen Evangelischen Lehrerseminars Muristalden und Exponenten der städtischen Jugendkultur in die Mannschaften und ergänzten die bereits bestehende Mitgliederschaft von Zähringia und Minerva. So wechselte1998 auch der aus dem Verein «Gemeinsam gegen Rassismus» (YB-Trikotsponsor in der Auf-/Abstiegsrunde 1995/96 und mit dem «Halbzeit»-Lokal an der Beundenfeldstrasse 13 ein beliebter Quartier-Treffpunkt) entstandene Alternativliga-Verein VfL Halbzeit unter Micha Zbinden und Fabian Ruch beinahe geschlossen zum FC Breitenrain. Das selbsternannte «weisse Ballett» stieg hernach zwischenzeitlich von der 5. bis in die 3. Liga 1. Stärkeklasse auf.
Die einmalige Lage samt denkmalgeschützter Holztribüne mitten im Quartier, die Kenner und geneigte Kreise an englische Verhältnisse wie bei Fulham, den Queens Park Rangers, Luton Town oder Leyton Orient und also an den Geist des Fussball-Mutterlandes erinnert, beflügelten diese Aufbruchstimmung und wirkten zusätzlich als Magnet.
Mit den durch die Fusionierung gebündelten Kräften und den positiven strukturellen Entwicklungen stellte sich mittelfristig auch der sportliche Erfolg wieder ein, der den FCB in Sphären führte, von denen man am 4. März 1994 im Restaurant Jardin nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Zwischen der Neugründung und 2012 durfte das Fanionteam nicht weniger als vier Mal die Spielklasse gegen oben wechseln. 2000 glückte der langersehnte Aufstieg in die regionale 2. Liga, 2004 in die 2. Liga inter. 2009 gelang der Sprung in die 1. Liga Classic, 2012 jener in die neugeschaffene 1. Liga Promotion, die im Sommer 2014 zur Promotion League umbenannt wurde. Ein Jahr zuvor stand man – als bisher grösster sporthistorischer Höhepunkt des Vereins – gegen den SC Brühl St. Gallen sogar auf dem Sprung in die frühere NLB und heutige Challenge League. Das entscheidende Spiel in der ersten Aufstiegsrunde ging am 5. Juni 2011 allerdings auswärts vor 2400 Zuschauern mit 1:0 verloren (Hinspiel 1:2; Brühl stieg in der nächsten Saison gleich wieder ab).
Entscheidend für diese stetige Aufwärtsentwicklung waren nebst dem Kollektiv auch Einzelfiguren vor und hinter den Kulissen, auf und neben dem Feld. Schon Mitte der 1990er-Jahre entwickelte der nachmalige langjährige Sportchef Christoph Schöbi die Vision, den leicht beschaulichen Verein bis an die Schwelle von Amateur- und Profifussball heranzuführen und den Anspruch zu leben, das Maximum zu erreichen und dennoch nie die Grenzen des Möglichen und Machbaren zu vergessen. Auch die Namen der Trainer der ersten Mannschaft lassen die Ambitionen des FCB in der Neuzeit durchschimmern. Der erste Aufstieg in der Saison 1999/2000 glückte mit Spielertrainer Thomas Hartmann, der früher für YB und Lausanne Tore erzielt hatte. Neben Manfred Schmied und Thomas Graf wirkte kurzzeitig auch der ehemalige YB-Goalgetter, Bundesliga-Profi (SV Werder Bremen) und Nationalspieler Adrian Kunz auf dem Spitz.
Den bisher letzten Aufstieg in die Promotion League 2012 durfte René Erlachner verantworten, darauf folgten mit Edvaldo Della Casa und Gian-Luca Privitelli ähnlich ausgewiesene Fachmänner. Eng verknüpft damit waren die Transfers von bekannten Akteuren, die Erfahrung aus höheren Ligen mitbrachten und dann während Jahren zu den Stammkräften und Entscheidungsträgern zählten, namentlich die beiden Brüderpaare Alain und Oliver Portmann oder Nicolas und Raphael Kehrli.
Martin «Tinu» Lengen geht als bisher erfolgreichster Trainer der ersten Mannschaft in die Vereinsgeschichte ein. Während seiner Aktivkarriere lief Lengen u.a. für YB, Sion und Luzern auf und wechselte nach seinem Rücktritt von den Aktiven ins Trainerfach. Erste Station war 2012 der SC Düdingen, seit 2018 wirkte er auf dem «Spitz». Herausragend war vor allem die Saison 2021/22, als er mit seinem Team bis zur letzten Spielrunde die Tabelle der Promotion League anführte und schliesslich mit 74 Punkten Rang 2 erreichte. Die AC Bellinzona mit dem damaligen Coach Marco Schällibaum stand bereits vorher als Aufsteiger fest, weil sich Breitenrain aufgrund der nötigen Infrastruktur im Heimstadion freiwillig aus dem Lizenzierungsverfahren zurückgezogen hatte. Die ganze Fussballschweiz blickte im Frühling und Sommer 2022 auf den Spitalacker und auch viele neutrale Beobachter wünschten sich insgeheim die Verwirklichung eines Fussball-Märchens, den Aufstieg eines echten Quartierclubs mit überschaubarem Budget und familiären Strukturen in die zweitoberste Spielklasse. Über 1000 Artikel erschienen in den nationalen Medien zum Thema und mehrfach berichtete auch das Schweizer Fernsehen von den turbulenten Ereignissen auf dem «Spitz».
Auch in der darauf foögenden Spielzeit überzeugte Breitenrain und hielt sich bis zuletzt in der Tabellenspitze. Die Aufstiegslizenz wurde jedoch im ersten Anlauf wiederum verweigert, vor allem aufgrund der mangelhaften Lichtverhältnisse, die ein teures zusätzliches Engagement der Stadt als Besitzerin nötig gemacht hätte. Auf einen Rekurs verzichtete Breitenrain, weil sich die Infrastruktur mittelfristig nicht entsprechend verbessern liess und auch das Neufeld und das Wankdorf nicht als Ausweich-Spielstätte in Frage kamen.
Martin Lengen blickte bei seinem Abschied auf «unvergessliche fünf Jahre und eine einmalige Zeit» zurück, die sich «unter diesen Umständen nur schwer toppen lässt». Mit Edvaldo Della Casa trat ein Mann seine Nachfolge an, der bereits zwischen 2014 und 2016 als Breitsch-Trainer fungierte und 2015 hinter dem damaligen Aufsteiger Xamax und Köniz in seiner bisher besten Saison Platz 3 belegte.
Ein besonderes Erfolgskapitel in der Geschichte des FC Breitenrain stellt der Burkhalter-Cup dar. Anfangs der 2000er-Jahre reifte auf Christoph Schöbis Initiative hin die Idee eines hochkarätig besetzten Vorbereitungsturniers in der Sommerpause. Ein Vorläufer mit Grümpelturnier-Charakter, der Spitalacker-Cup, war in der Saison 1972/73 einmalig geblieben, weil die Erziehungsdirektion kurz darauf ein temporäres Alkoholverbot auf Schul- und Sportanlagen erlassen hatte, welches vermutlich massiv auf den Festumsatz eingewirkt hätte (siehe das entsprechende Kapitel weiter oben). Klar war für alle Beteiligten: Wollte man für Spektakel sorgen und ein grösseres Publikum in der Stadt und Region ansprechen, war YB als Teilnehmer zwingend nötig und ein weiteres Profiteam wünschenswert. Ebenso klar: Der damals noch in der 3. Liga spielende FCB hätte solchen Equipen bei aller Liebe kaum Paroli bieten können.
Als Hauptpartner und Namensgeber für den Cup stieg die Elektro Burkhalter AG Bern ein, die sich bei Breitenrain bereits in den 1990er-Jahren als grosszügiger Tenü-Sponsor der ersten Mannschaft engagiert hatte. 2002 fand schliesslich der erste Burkhalter-Cup statt, YB gewann standesgemäss, ebenso im Jahr darauf. Denkwürdig war die Ausgabe 2004 mit dem internationalen Teilnehmer und Sieger Schachtar Donezk, dem späteren UEFA-Pokalgewinner aus der Ukraine. 2007 triumphierten YB, der FC Thun und der FC Winterthur ex aequo, mit gleich vielen Punkten und einem identischen Torverhältnis, 2012 schwang überraschend der FC Biel obenaus.
Historisch bemerkenswert war auch die darauffolgende Ausgabe 2013, stellten diese Partien des Cups doch die allerletzten Spiele auf dem Spitz als Naturrasenplatz dar. Historisch ähnlich bemerkenswert: 2015 nahm Breitenrain erstmals selber mit seiner ersten Mannschaft teil, konnte den Grossen regelmässig Paroli bieten und ging bei der 14. Austragung 2017 unter Gian-Luca Privitelli gar als Sieger in die Annalen ein. Vor 3200 Zuschauern bezwang man im Final den FC Thun durch Tore von Henry Acosta und Ivan Marcovic mit 2:1. Zuvor wurde YB dank eines Treffers von Roberto Zingarelli mit 1:0 bezwungen. Rekordsieger ist zurzeit YB mit 11 Siegen, bei der Austragung 2023 triumphierte der Double-Gewinner vor 2750 Zuschauenden gegen Vorjahressieger und Super-League-Aufsteiger Yverdon Sport sowie den Gastgeber.
Der Umbau von Natur- auf Kunstrasen war nicht nur ein rein technischer Vorgang, sondern veränderte den Spielbetrieb und das Vereinsleben spürbar. Die meisten Zuschauer haben sich mittlerweile mit dem «neuen» «Spitz» angefreundet, nur einzelne Puristen sind bis heute nicht über den Eingriff hinweggekommen und vermissen beispielsweise den charakteristischen früheren Naturgeruch. Doch gehört der Wechsel von Gras zu Polyethylen im Regionalfussball ebenso zu den unaufhaltsamen und offenbar auch nötigen Veränderungen wie die Fusionierung von kleineren Vereinen, die mangels geeigneten Kräften ihren Betrieb nicht mehr aufrechterhalten können und konnten. Fakt ist ebenfalls, dass sich die Qualität der künstlichen Unterlagen in der Zwischenzeit massiv verbessert hat. Mit der erhöhten Nutzungszeit hat sich die dramatische Platznot auf dem «Spitz» massiv entschärft, und die ängstlichen Blicke himmelwärts am Morgen des jeweiligen Heimspieltages sind obsolet geworden.
2006 wurde der Weissenstein umgerüstet, später kamen die Bodenweid und Teile des Neufelds sowie einzelne Felder auf der Allmend dazu. 2013 war der «Spitz» an der Reihe, 2014 folgte der Platz des FC Wyler. Die Anpassungen bei Breitenrain geschahen dank zügigem Tempo und einer Umgestaltung des Spielplans mit diversen Auswärtspartien in Folge ohne entscheidende Belastung für die erste Mannschaft. Das erste offizielle Punktespiel auf neuem Grund fand am 5. Oktober 2013 gegen die AC Bellinzona statt, eingeweiht wurde die Anlage zuvor durch eine Testpartie gegen YB.
Bei allen Vorteilen eines Kunstrasens gibt es dennoch Fallstricke. Die bereis länger geplante Auswechslung des alten Belages in der Sommerpause 2023 verunmöglichte es Breitenrain, die Cup-Partie gegen die Young Boys wie bereits 2017 auf dem «Spitz» auszutragen (siehe auch nächstes Kapitel und die entsprechenden Bilder-Galerien auf der Website). Die Freude über das neuerliche Traumlos erfuhr also vorerst einen leichten Dämpfer (das erste Heimspiel der ersten Mannschaft auf dem renovierten Belag folgte am 16. September 2023 gegen den Nachwuchs des FC St. Gallen).
Die Überbelegung des Hauptfeldes war nur eine der Schwierigkeiten, akut war seit der Fusionierung auch die Platznot in den Garderoben. 2018 wurden diese im Zuge des Schulhaus-Umbaues abgerissen und ersetzt. Nun betreten die Spieler das Feld nicht mehr von der Seite neben der Holztribüne her, sondern von hinten über die Seite Viktoriastrasse. Überdacht wurde von findigen Vereinsmitgliedern und unter Beizug von Experten auch die ökologische Situation, gerade im Gastronomiebereich. So sind seit 2022 Mehrwegbecher im Einsatz, um die Abfallberge zu bekämpfen. 2023 wurde in Zusammenarbeit mit dem WWF und der Stadt ein Strategiepapier zur ökologischen Nachhaltigkeit ausgearbeitet, das später auch anderen Vereinen als Vorlage dienen soll.
Wahrgenommen wird von der Führungsspitze unter dem Slogan «Dr Spitz isch üsi Heimat. Und o dyni» auch die gesellschaftliche Verpflichtung eines Vereins dieser Grössenordnung, so etwa in der massgeblichen Beteiligung an der städtischen Aktionswoche gegen Rassismus oder in der Aufnahme von Kindern und Jugendlichen mit Asylstatus und seit März 2022 von Flüchtlingen der Ukraine. Auch die Digitalisierung bringt Vorteile, gerade für Fans von ausserhalb. So sind die Partien der ersten Mannschaft seit der Saison 2022/23 im Live-Stream verfolgbar. Auch auf andere Schwierigkeiten finden sich meistens Lösungen. Als während der Corona-Pandemie das Publikum ausgesperrt war, lieferten die beiden langjährigen Platzspeaker Luzi Fricker und Jean-Claude Galli eine lückenlose Online-Berichterstattung.
Seit der FC Breitenrain im Amateurfussball eine feste Grösse darstellt, kommt es auch regelmässig zu attraktiven Partien im Schweiz Cup mit grossen Gegnern, bei denen sich der Unterklassige kaum je zu verstecken braucht. So erinnern wir uns gerne an die Hitzeschlacht im August 2016, als Breitenrain den Traditionsverein Servette vor 1000 Zuschauenden mit 3:1 eliminierte (Tore zweimal Da Silva und Freiburghaus). In Runde 2 kam der FC Aarau mit Trainer Marco Schällibaum auf den Spitz, die Partie ging nur mit 0:1 verloren.
2015 durfte Breitenrain gegen den FC St. Gallen antreten, bei dem damals gerade Joe Zinnbauer das Ruder übernommen hat. Unter Flutlicht schlug sich der FCB trotz einer 0:2-Niederlage höchst bemerkenswert. «Wir haben den Gegner an die Wand gespielt. Aber mit Zinnbauer kam bei St. Gallen das Glück», liess sich Sportchef Schöbi im «Blick» zitieren.
2014 schnupperte der Quartierverein mit Edvaldo Della Casa in der ersten Runde gegen den FC Thun unter dem späteren Bundesliga-Trainer Urs Fischer gar an der Sensation. Sheholli auf Penalty und Rebronja brachten den FCB in Front. Erst in der 92. Minute glich das Super League-Team aus und verhinderte kurz danach mit dem 2:3 durch Ferreira in extremis die Verlängerung.
In der Liste der Cup-Ausrufezeichen ganz zuoberst rangiert der 12. August 2017. In der ersten Hauptrunde war die Traumpaarung gegen YB perfekt. 6000 Zuschauer sahen an diesem historischen Samstagnachmittag ein 0:3 des grossen Nachbarn in diesem ersten Nordquartier-Derby seit 47 Jahren. Zuschauer die kein Ticket für dieses Spiel ergattern konnten, verfolgten das Spiel von den Dächern der umliegenden Wohnhäuser aus. YB entschied die Partie durch Tore von Kasim Adams (22`), Thorsten Schick (54`) und Jean-Pierre Nsame (91’) für sich.
Die sportlich wohl beste Leistung in einer Cup-Partie gelang am 15. September 2019 unter Trainer Martin Lengen. Vor 3000 Zuschauern empfing Breitsch daheim den FC Zürich. Nachdem die Oberklassigen bis zur 40. Minute mit 0:3 davongezogen waren, kam es mit Toren von Raphael Kehrli in der 82. und Miroslav Konopek in der 90. Minute zum 2:3-Anschluss. Erst weit in der Nachspielzeit erhöhten die Zürcher noch auf 2:4.
2022 erhielt Breitenrain in der zweiten Runde den amtierenden Cupsieger FC Lugano zugelost und verlor 0:4, sämtliche Tore fielen erst in der zweiten Halbzeit.
2023 traf Breitenrain wie 2017 auf YB, wegen des Rasenumbaus musste die Neuauflage des Nordquartier-Derbys im Schweizer Cup «auswärts» im Wankdorf stattfinden (siehe oben), obschon Breitenrain nominell das Heimrecht behielt. Rein zahlenmässig war der 18. August 2023 beinahe noch epochaler für den Quartierklub als das erste Cup-Duell gegen YB 2017: 13861 Zuschauende durften die Speaker am späteren Freitagabend bei perfektem Sommerwetter vermelden, ein neuer Rekord für eine Partie der 1/32-Runde im Schweizer Cup, der wohl noch eine geraume Weile Bestand haben dürfte. Sportlich gesehen kam es schlussendlich, wie es für den Underdog kommen musste. Weil YB fünf Tage später im Champions League-Playoff auswärts gegen Maccabi Haifa antrat, diente Trainer Raphael Wicky die Cup-Partie auch als echter Gradmesser und letzte Möglichkeit, die Form seiner Akteure zu prüfen. Entsprechend hochkarätig präsentierte sich nicht nur die Startformation von YB, einzig auf dem Goalieposten erhielt Marvin Keller den Vorzug vor Antony Racioppi. Bis zur Pause konnte Edvaldo Della Casas Team mit Captain Loris Lüthi das Resultat mit 0:1 (16’ Noah Persson) noch einigermassen ausgeglichen gestalten und kam in der 40. Minute durch Neuzuzug Robin Golliard gar zu einer veritablen Ausgleichschance. Doch in der zweiten Halbzeit musste der FCB dem Tempo und der Klasse des amtierenden Meisters und Cupsiegers Tribut zollen: Cedric Itten (55’), Kastriot Imeri (62’) und zweimal Jean-Pierre Nsame (69’/84’) – einziger Akteur von YB, der schon 2017 aufgelaufen war – hiessen die Torschützen zum schliesslich standesgemässen 0:5. Die grandiose wie friedliche Stimmung neben und auf dem Rasen – es gab keine einzige Gelbe Karte – liess das deutliche Resultat aber in den Hintergrund rücken. Sinnbildlich dafür war auch das gemeinsame Feiern der beiden Teams unmittelbar nach Spielschluss vor dem YB-Fansektor.
In vielen Bereichen war und ist der FC Breitenrain «up to date», vergleichsweise spät wurde jedoch auf den Boom im Frauenfussball reagiert. Ein Fanionteam wurde «erst» in der Saison 2022/23 ins Rennen geschickt, wegen der Neugründung musste die Elf des prominenten Trainergespanns mit der Ex-Internationalen Sonja Lundsgaard-Hansen und Fussball-Legende Andy Egli in der vierten Liga starten. Die erste Saison war ein durchschlagender Erfolg und der erste Beleg für grössere Ambitionen. Am 4. Juni 2023 gelang den Breitsch-Frauen auf dem Sportplatz Sandreutenen mit einem glatten 0:10-Auswärtssieg gegen den FC Münsingen die Promotion gleich im ersten Jahr. Laute Freudenschreie, der Applaus des eigenen Anhangs, Champagner-Spritzer und die nach dem Schlusspfiff übergestreiften Aufsteigerinnen-Shirts komplettierten die Stimmung unter der prächtigen Junisonne passend zur Saisonbilanz: 16 Spiele, 128 erzielte gegen 6 kassierte Treffer, 14 Siege und bloss zwei Unentschieden gegen die hartnäckigsten Rivalinnen vom FC Ostermundigen. Mindestens ebenso hoch zu gewichten war der Sieg im Berner Cup, der am Wochenende zuvor in Ins Tatsache geworden war. Auf dem Weg zum Pokalgewinn schaltete der FCB mit Bethlehem, Langnau und Lerchenfeld gleich drei Zweitligistinnen aus. Und durfte damit in der kommenden Spielzeit am Schweizer Cup teilnehmen. Den Breitenrain-Frauen glückte auch der Auftakt in die dritte Liga. Gegen den SC Huttwil resultierte am 19. August 2023 bei 33 Grad ein glattes 9:0 (dreimal Sarmila Selvaratnam, dreimal Naomi Oesch) im zwischenzeitlichen Exil auf der Allmend.
Ein starkes Aktiv-Team ist das eine, ein möglichst solider Unterbau garantiert eine sichere nahe Zukunft. Für einen nachhaltigen Effekt ist eine solche Basis geradezu zwingend, zumal der Aufschwung im Frauenfussball weitere Entwicklungen nach sich zieht und am nicht allzu fernen Horizont mit der Fussball-EM 2025 mit Spielen auch in Bern und Thun bereits ein entsprechender Grossanlass mit zusätzlicher Schubkraft wartet. Breitenrain verfügt neben dem «Eis» zurzeit über die Teams FF-15 und FF-12 sowie die «Breitsch Girls Only» mit den Jahrgängen 2011 bis 2014. Und auf die Saison 2023/24 hin ist nun auch bei den Frauen ein Espoirs-Team gebildet worden.
Ebenso wichtig für den FC Breitenrain sind nebst den Erfolgen der ersten Mannschaft schier unzählige andere Komponenten, vom beliebten Clubhaus und der neueröffneten Geschäftsstelle über die vielen freiwilligen und treuen Helfer bis hin zur grossen und starken Juniorenbewegung. Sie umfasst rund 550 Kinder und Jugendliche und stellt wie das Fanionteam ebenfalls ein Aushängeschild unseres Vereins dar, auf welches wir stolz sind. Stand Sommer 2023 ist der FC Breitenrain der grösste Verein im Fussballverband Bern-Jura und der achtgrösste der ganzen Schweiz.
Eine starke Stütze ist die seit 2009 von Max Haller präsidierte Donatorenvereinigung, die rund 300 Mitglieder umfasst. Die Donatoren besuchen die Heimspiele und unterstützen den Verein finanziell, sie treffen sich an organisierten Auswärtsreisen mit passendem Rahmenprogramm und geselligen Anlässen. Aus dieser Basis heraus ist eine echte Supporter-Bewegung entstanden. Der allererste Breitsch-Fan-Treff fand am 9. Februar 2013 im damaligen Restaurant «Fäuder» in der Lorraine statt und gilt als eigentliche Geburtsstunde. In diesem Zusammenhang erwähnenswert ist auch die ambitionierte Webseite breitschfans.ch, welche im März 2016 von Patrick Balzli und Beat Bossert ins Leben gerufen wurde.
Dort und auf der Club-Webite fcbreitenrain.ch wird bereits auf der Startseite auch eine Besonderheit aus der Neuzeit des Vereins thematisiert, welche den FC Breitenrain national in die Schlagzeilen geführt hat. Es war am 30. Oktober 2010, als Werner Röthlisberger, früherer Torhüter der vierten Mannschaft, anlässlich eines denkwürdigen Donatorenausfluges an das Auswärtsspiel gegen den FC Grenchen im altehrwürdigen Stadion Brühl spontan den Schlachtruf «Hopp Breitenrain – Hu!» kreierte. Sechs Jahre später «annektieren» die isländischen Nationalspieler das «Hu!» publikumsträchtig an der EM 2016 in Frankreich, doch diverse grosse Schweizer Medien wie der «Blick» berichteten in der Folge über die «wahren» Urheber dieses Slogans.
So gilt der FC Breitenrain heute als eigentlicher Kultverein – manche sprechen sogar von einer eigentlichen St. Pauli-Mentalität – und starke Nummer 2 in der Stadt, als Perle des Nordquartiers mit starker Bodenhaftung, als sympathischer Quartierverein mit sportlichen Ambitionen, dessen Spieler, Trainer, Funktionäre, Mitglieder und Anhänger stets aufs Neue beweisen, was Liverpool-Legende William «Bill» Shankly einst so auf den Punkt brachte: «Es gibt Leute, die denken, Fussball sei eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann Ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist.»
Jean-Claude Galli
verfasst im Sommer 2023